Evaluation des Regionalverbunds Sprachförderung Heidenheim - Schwäbisch Gmünd - Aalen - Ellwangen (BiSS-Projekt)
Projekt - Fak. 2 - Institut für Sprache & Literatur - Deutsch mit Sprecherziehung
Status:abgeschlossen
Kurzinhalt:2010 haben sich die PH Schwäbisch Gmünd und die Städte Heidenheim, Schwäbisch Gmünd, Aalen zum Regionalverbund Sprachförderung zusammengeschlossen, dem seit 2012 auch Ellwangen angehört. Die PH Schwäbisch Gmünd qualifiziert jährlich 30 Erzieherinnen zu Sprachpädagoginnen. Die Kooperation zwischen der PH Schwäbisch Gmünd und den Städten sieht im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung auch eine formative und summative Evaluation der Sprachfördermaßnahmen vor, die von der PH organisiert und durchgeführt wird.
Mit einer möglichst früh einsetzenden Sprachförderung, die bei den Kindern auch wichtige Voraussetzungen (z. B. Sprachaufmerksamkeit und phonologische Bewusstheit) für den Erwerb der kognitiv-akademischen Sprachfähigkeiten aufbaut, trägt der Regionalverbund zur Entkoppelung von Bildungserfolg und sozialer Herkunft bei. Der Regionalverbund Sprachförderung zielt darauf ab, ein wirksames, verallgemeinerbares Konzept zur Sprachbildung/Sprachförderung zu entwickeln. Durch die Qualifizierung von Sprachpädagoginnen, regelmäßigen Austausch, gemeinsame Weiterbildung und Fachtagungen sowie die Evaluation des Sprachfördergeschehens in den Kindergärten werden vorhandene Maßnahmen überprüft, reflektiert und weiterentwickelt. Dabei werden in Zusammenarbeit mit ausgewiesenen Experten, aber auch durch kollegiale Praxisberatung sowohl das sprachliche und methodische Handlungsrepertoire als auch die diagnostische Kompetenz des Fachpersonals kontinuierlich ausgebaut. Mit der wissenschaftlichen Begleitung leisten der Regionalverbund und die Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd einen Beitrag zur Grundlagenforschung.
Im Zentrum steht dabei die Frage, welche Maßnahmen und Rahmenbedingungen sich bei der Sprachförderung als besonders wirksam erweisen. Ziel des Forschungsprojekt ist es, gesicherte Informationen zur Wirksamkeit von Sprachförderinstrumenten und Kompetenzen des Erziehungspersonals bereitzustellen. Aus den Ergebnissen der praktischen Arbeit und der Evaluation sollen Empfehlungen für die Praxis abgeleitet werden (u. a. Entwicklung zusätzlicher praxisnaher Qualifizierungsmaßnahmen, Gestaltung der Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule). Vor diesem Hintergrund soll der bundesweit einzigartige Regionalverbund mit seinen organisatorischen Strukturen, seinem Qualifizierungskonzept und dem alltagsintegrierten Sprachförderansatz als potenziell generalisierungsfähiges Vorreitermodell einem größeren Fachpublikum bekannt gemacht werden.
Ergänzend zur Evaluation des Regionalverbunds Sprachförderung werden in einem interdisziplinären Teilprojekt in Zusammenarbeit mit der Stadt Heidenheim "Effekte musikalischer Frühförderung auf den (Schrift-)Spracherwerb im Übergang vom Kindergarten in die Grundschule" untersucht (Projektverantwortliche: Prof. Dr. Gabriele Hofmann (Musik)/Prof. Dr. Patricia Nauwerck (Sprache).
[kürzen]
Ergebnis:Hypothesen:

1) In allen an der Evaluation beteiligten Einrichtungen arbeiten Sprachförderkräfte, die sich im Zertifikatsstudium an der PH Schwäbisch Gmünd zur Sprachpädagogin qualifiziert haben. Der Fokus liegt dabei auf der alltagsintegrierten Sprachförderung, bei der den Kindern ein differenzierter, hochwertiger Input und vielfältige Sprechanlässe angeboten wird. Da die Sprachförderkräfte die Kinder individuell beobachten und deren Sprachstand dokumentieren, steuern sie abweichenden/auffallenden Spracherwerbsverläufen gezielt entgegen (z. B. über zusätzliche, speziell zugeschnittene Angebote oder auch das Hinzuziehen externer Fachleute.) Deshalb wird von der Hypothese ausgegangen, dass sich die gro??e Mehrheit der Kinder sprachlich altersgemä?? entwickeln wird, sofern keine spezifische Sprachentwicklungsstörung vorliegt oder andere physiologische bzw. psychosoziale Beeinträchtigungen den Spracherwerbsprozess hemmen.

2) Da die Sprachpädagoginnen auch im Umgang mit Mehrsprachigkeit und für die Förderung von Kindern mit Zweitsprache Deutsch geschult sind, wird angenommen, dass Kinder mit anderer Erstsprache die Zweitsprache Deutsch, unter Berücksichtigung der Kontaktdauer mit der Zweitsprache, altersgemäß ausbilden.

3) Die ganzheitliche Förderung der phonischen, semantisch-lexikalischen, morphologisch-syntaktischen, pragmatischen, diskursiven und literalen Basisqualifikationen erleichtert allen Kindern den Einstieg in das schulische Lernen, da durch die Berücksichtigung von Literacy-Konzepten bei den Kindern bereits Sprachaufmerksamkeit, phonologische Bewusstheit aufgebaut und somit wichtige Voraussetzungen für den Erwerb der kognitiv-akademischen Sprachfähigkeiten geschaffen wurden. Deshalb zeigen Kinder, die von den im Regionalverbund ausgebildeten Sprachpädagoginnen gefördert wurden, bessere Leistungen beim Schriftspracherwerb als die Kinder aus der Kontrollgruppe.

4) Musikalische Frühförderung (SBS) wirkt sich positiv auf den (Schrift-)Spracherwerb aus, da Sprache und Musik eng miteinander verbunden sind. Beide bestehen aus ähnlichen Elementen (Tonhöhe, Lautstärke, Rhythmus, Artikulation und Tempo. Zudem werden Sprache und Musik im Gehirn ähnlich verarbeitet. Es liegen neuere Untersuchungen vor, die positive Effekte musikalischer Frühförderung auf die Entwicklung der rezeptiven und produktiven Sprachfähigkeiten von Kindern nachweisen (Kay 2013, Rautenberg 2012). Diese umfasst neben den diskursiven und kommunikativen Fähigkeiten den Ausbau von Wortschatz und Satzstrukturen sowie das Symbolverständnis und das Erkennen rhythmischer Muster (z.B. Silben) als wichtige Vorläuferfunktion für den Schriftspracherwerb (phonologische Bewusstheit i. w. S.).

[kürzen]
Projektdauer:01.02.2014 bis 31.01.2017
Projektbeteiligte:
Prof. Dr.  Nauwerck, Patricia (Leitung) [Profil]

Nadia Feiler

In Zusammenarbeit mit:Bundesinitiative "Bildung durch Sprache und Schrift" (BiSS), Bundesministerium für Bildung und Forschung, Kultusministerium Stuttgart u.a.
Trägerkonsortium: Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln, das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung und die Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit dem Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen.
Verweis auf Webseiten:
Projekthomepage
keine
Angehängte Dateien:
keine
Erfasst von Prof. Dr. Patricia Nauwerck am 30.09.2014
Zuletzt geändert von Nina Peltzer am 15.02.2023
    
Projekt-ID:196