Systemische Modellbildungskompetenzen und mehrperspektivische Systembetrachtung Eine empirische Untersuchung mit Studierenden technisch orientierter Studiengänge
- Fak. 1 - Institut für Bildung, Beruf & Technik - Technik
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:Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit systemischem oder vernetzem Denken, bei dem die „Betonung von Wechselwirkung gegenüber einfachen, linearen Ursache/Wirkungs-Beziehungen“ (Egner 2008, S. 58) im Vordergrund steht. Auch die mehrperspektivische Betrachtung komplexer Problemstellungen wird als Ausprägung systemischen Denkens berücksichtigt.
Durch eine qualitative empirische Studie, bei der Studierende technisch orientierter Studiengänge eine Form der qualitativen Systemmodellierung kennenlernen und an einem Praxisbeispiel anwenden, wird die folgende Forschungsfrage adressiert:
In welcher Form nutzen Studierende technisch orientierter Studiengänge qualitative Darstellungsmethoden der systemischen Modellbildung in Hinblick auf systemisches Denken und mehrperspektivische Betrachtung komplexer Systeme?
Die Studie untersucht den Einsatz von Darstellungsmitteln systemischer Modellbildung in Handlungskontexten, die in ihrer Komplexität einem „Lerngegenstand der Lebenswelt“ (Mikula 2008, S. 68) nahekommen. Damit geht die Untersuchung über bisherige empirische Studien zu systemischem Denken hinaus, bei denen der Untersuchungsfokus auf dem Umgang mit vereinfachten Systemwelten lag (Ossimitz 2000). Während im Rahmen jener Untersuchungen Kompetenz-niveaustufen entwickelt wurden, um systemisches Denken basierend auf strukturellen Eigenschaften von Modellen zu beschreiben (Sommer 2006), bleibt die Betrachtung des systemischen Denkens in diesen Fällen weitgehend auf die Stufe des theoretischen Modellierens beschränkt (Reis und Szczyrba 2010, S. 285f.). Eine direkte Aussage über die Reaktion Studierender auf komplexe Handlungssituationen, in denen die Aussagekraft von Modellen durch Mehrperspektivität ‚irritiert‘ wird, lässt sich aus den bisher umgesetzten Studien nur bedingt ableiten (ebda).

Die vorliegende Arbeit wiederum untersucht das Vorgehen, das Studierende beim Modellieren einer komplexen Situation im Rahmen einer Lehrintervention einsetzen, in zweierlei Hinsicht: Einerseits werden Aussagen zu systemischem Denken durch Analyse studentischer Modellrepräsentationen getroffen. Diese Analyse wird durch bewährte Pre- und Post-Tests zu systemischer Modellbildung umrahmt, um einen Vergleich der eigenen Studierendenkohorte mit weiteren (Schüler-)Gruppen (Ossimitz 2000, Sommer 2006) zu ermöglichen.
Da in der Interventionsphase von den Studierenden eine individuelle thematische Vertiefung (technisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich und/oder ökologisch) gewählt wird, kann andererseits die subjektive Aneignungsperspektive Studierender anhand des Anwendungsfelds Energiewende (Schwerpunkt Biogasanlagen) berücksichtigt werden. Diese fachlichen Perspektiven werden zusammen mit Befragungen zum Ausbildungshintergrund, zu Präkonzeptionen über Modellbildung, sowie zu fachlichen und methodischen Vorkenntnissen für eine Charakterisierung unterschiedlicher Perspektiven bei der Systemmodellierung sowie verschiedener Nutzungsformen des systemischen Denkens eingesetzt.

Ziel der Studie ist die Entwicklung einer Typologie, durch die der Umgang Studierender technisch orientierter Studienfächer mit komplexen Systemen charakterisiert wird.
Erkenntnisse aus dieser Typologie sollen genutzt werden um Empfehlungen zu entwickeln, in welcher Form die Förderung systemischer Kompetenzen durch qualitative Modellbildung in die Hochschulausbildung von Studierenden technisch orientierter Studienfächer integriert werden kann.
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:01.07.2016 bis 30.06.2019
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Prof. Dr. Windelband, Lars (Betreuung) []

Yvonne Beck

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Prof. Dr. Lars Windelband 25.07.2017
Nina Peltzer 15.02.2023
    
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