Sprachliche Diversität integrieren: Die schulische Organisation des Übergangs von der Vorbereitungsklasse in die Regelklasse. Eine sprachenpolitisch-ethnographische Studie an Grundschulen in Baden-Württemberg.
- Fak. 2 - Institut für Sprache & Literatur - Deutsch mit Sprecherziehung
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:Abstract
Seit etwa 2015/16 hat sich der Fokus der Forschung von der allgemeinen Förderung von Deutsch als Zweitsprache aufgrund verstärkter EU-Binnenwanderung und Flucht aus Krisengebieten zunehmend auf Kinder und Jugendliche gerichtet, die ohne oder nur mit geringen Deutschkenntnissen eingewandert sind (vgl. Fuchs 2017 S. 259). Es stellt sich verstärkt die Frage, wie neuzugewanderte Schülerinnen und Schüler ins Bildungssystem integriert werden können.
In meinem Forschungsvorhaben im Rahmen des FuN-Kollegs Heterogenität gestalten – starke Grundschulen entwickeln der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch-Gmünd (Lauf-zeit August 2019 bis Juli 2022) nehme ich den Übergang von der Vorbereitungsklassen in die Regelklasse als entscheidende Schnittstelle für eine gelingende Integration und damit für mehr Chancengleichheit in den Blick.
Wie der Übergang von der Vorbereitungs- in die Regelklasse an Grundschulen genau organisiert ist, war bislang nicht Gegenstand weitergehender Untersuchungen. Ange-sichts einer Vielzahl von Initiativen, Steuerungsinstrumenten und -prozessen stellt sich nach wie vor die Frage, ob und wie diese auf der konkret ausführenden Ebene Wirkung zeigen. Wie Untersuchungen aus dem Bereich der Sprachplanung und des Sprachrechts gezeigt haben, bestimmen nämlich Gesetze, Erlasse und andere rechtliche Vorgaben und Empfehlungen das Handeln beteiligter Akteurinnen und Akteure nicht direkt. Diese werden von ihnen vielmehr in komplexen Gemengelagen von Wahrnehmungs- und Aus-legungspraxen interpretiert und umgesetzt (vgl. Menken / García 2010 S. 27f).
Mein Forschungsvorhabens wird als sprachenpolitisch-ethnographische Studie reali-siert, die mit ethnographischen und multimodal-diskursanalytischen Methoden zwei Grundschulen mit Vorbereitungsklassen fokussiert. Ziel ist zu erkennen, wie die beteilig-ten Akteurinnen und Akteure die Übergänge von der Vorbereitungsklasse in den Regel-unterricht gestalten, welche Dokumente sie als handlungsleitend geltend machen und wie sie diese interpretieren, welche Rollen sie sich selbst und anderen dabei zuschreiben, welche Praktiken und Strategien sie entwickeln und wie sie ihr Handeln legitimieren. Die mehrdimensionale Analyse dieser Ausgestaltung kann implizite und explizite Bewer-tungsmaßstäbe, Interpretationsrahmen und Vorstellungen von Sprache, von Mehrspra-chigkeit und sprachlicher Kompetenz sichtbar machen und zeigen, wie diese handlungs-wirksam werden (vgl. Rellstab 2019 S. 1).

Literatur
Fuchs, Isabel / Jeuk, Stefan / Knapp, Werner (Hg.) (2017): Mehrsprachigkeit: Spracher-werb, Unterrichtsprozesse, Seiteneinstieg. Stuttgart: Fillibach.
Massumi, M., Dewitz, N. von, Grießbach, J., Terhart, H., Wagner, K., Hippmann, K., & Altinay, L. (2015). Neu zugewanderte Kinder und Jugendliche im deutschen Schulsystem. Bestandsaufnahme und Empfehlungen. Ko?ln: Mercator Institut.
Menken, Kate / García, Ofelia (2010): Negotiating Language Policies in Schools. Educators as Policymakers. New York / London: Routledge.
Rellstab, Daniel Hugo (2019): Diversität integrieren: Die schulische Organisation des Überganges von der Vorbereitungs- in die Regelklasse. Internes Dokument der PH Schwäbisch Gmünd.
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:01.08.2019 bis 31.01.2024
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Prof. Dr. Daniel Rellstab

:Forschungs- und Nachwuchskolleg (FuN-Kolleg) "Heterogenität gestalten – starke Grundschulen entwickeln" der Pädagogischen Hochschulen Schwäbisch Gmünd und Weingarten
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http://www.ph-gmuend.de/forschung/promotion/promotionskollegs/forschungs-und-nachwuchskolleg-fun-kolleg
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Satu Guhl 15.01.2020
Nina Peltzer 05.04.2023
    
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