MNW-Kolleg - Zur Motivation beim naturwissenschaftlichen Experimentieren
- Fak. 2 - Institut für Naturwissenschaften - Physik
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:Als grundlegende Funktion des Experiments im naturwissenschaftlichen Unterricht gilt die Beantwortung einer wissenschaftlichen Fragestellung (Tesch & Duit 2002, Wilke 1993). Eigene Beobachtungen in der Schulpraxis legten bei uns jedoch die Vermutung nahe, dass für eine Schülerin oder einen Schüler das Experiment häufig weniger eine „Frage an die Natur“, sondern eher eine Frage an sich selbst darstellt: „Bin ich in der Lage, das Ergebnis so zu erhalten, wie es die Vorgabe zeigt bzw. die Anleitung verlangt?“ Mittels unserer Studie möchten wir daher untersuchen, ob die Motivation (Heckhausen 2006) zum Experimentieren im naturwissenschaftlichen Unterricht messbar eher aus der „Frage an die Natur“ oder dem Ziel, das Experiment erfolgreich zu bewältigen (Bedürfnis nach Kompetenz), resultiert. Die Erhebung der Daten erfolgt sowohl mittels Selbstauskunft in Form von Fragebögen (die teilweise bereits validiert vorliegen), als auch anhand der Häufigkeit, mit der sich die Testpersonen für bestimmte Experimentiersituationen entscheiden.
Eine zweite Fragestellung, die wir verfolgen, ergab sich anhand unserer Beobachtungen in der Schulpraxis, dass Schülerinnen und Schüler häufig eine sehr geringe Motivation zeigen, vor dem Experimentieren die notwendigen Anleitungen zu lesen. Wir wollen untersuchen, ob es sich auf die Motivation der Probandinnen und Probanden beim Experimentieren auswirkt, wenn sie entscheiden können, ob und wann sie die Anleitung zum Experiment benutzen. Um dies zu ermöglichen, werden die Anleitungen zu den Experimenten in eine HTML-Umgebung eingebettet und auf Notebooks zur Verfügung gestellt. Für die eine Hälfte der Testpersonen ist das Lesen der gesamten Anleitung Pflicht, während für die andere Hälfte der Testpersonen die Anleitung lediglich als Angebot präsentiert wird.
Mittels Logdateien wollen wir untersuchen, in welchem Maße die Anleitungen zu den Experimenten von den Testpersonen genutzt werden. Anhand eines Fragebogens, der auf dem Intrinsic Motivation Inventory (Deci & Ryan u.a. 2011) basiert, sollen wahrgenommene Autonomie, Kompetenz, Anspannung, Anstrengung und das empfundene Interesse während des Experimentierens erhoben werden.
Als theoretischer Rahmen für die gesamte Untersuchung dient die Selbstbestimmungstheorie der Motivation nach Deci und Ryan (2000), die drei grundlegende und angeborene Bedürfnisse (Kompetenz, Autonomie und soziale Eingebundenheit) unterscheidet. Im Rahmen unserer Untersuchung und der damit einhergehenden Fragestellungen spielen - im Rahmen der Selbstbestimmungstheorie der Motivation - die Bedürfnisse nach Kompetenz und Autonomie eine besondere Rolle.
Untersucht werden Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 bis 9 aus Haupt- und Realschulen.

Literatur:
Deci, E. L., & Ryan, R. M. (2000). The 'What' and 'Why' of Goal Pursuits: Human Needs and the Self-Determination of Behavior. Psychological Inquiry, Vol. 11, No. 4, S. 227–268.

Deci, E. L. & Ryan, R. M., u.a. (2011). Intrinsic Motivation Inventory. URL: http://www.psych.rochester.edu/SDT/measures/IMI_description.php
Zugegriffen: 07. November 2011.

Tesch, M., & Duit, R. (2002). Zur Rolle des Experiments im Physikanfangsunterricht. CD zur Frühjahrstagung des Fachverbandes Didaktik der Physik in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Physikertagung 2002. Berlin: Lehmanns Media

Heckhausen, J. & Heckhausen, H. (Hrsg.)(2010). Motivation und Handeln. Heidelberg: Springer Medizin Verlag

Wilke, H. J. (1993). Zur Bedeutung des Experiments für den Physikunterricht. Naturwissenschaften im Unterricht Physik, Heft 18,  August 1993, S. 4ff
[kürzen]
:01.11.2009 bis 31.10.2012
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Prof. Dr. Erb, Roger (Leitung) []
Prof. Dr. Körner, Hans-Dieter (Leitung) []

Wolfgang Becker, Anna Stolz, Christian Mézes, Stefan Schroedter, Marcus Böhret

:PH Ludwigsburg
PH Weingarten
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Dr. Christian Mezes 14.10.2010
Bettina Strempel 12.01.2016
    
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